Verborgene Schätze

                              ....oder - Die Karotte im Blumenbeet

©Sonja Lietzenmayer
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Neulich bin ich durch meinen Garten gestreift, um zu sehen, was schon alles aus dem Winterschlaf erwacht ist. Schneeglöckchen, Primeln, Veilchen, Hyazinthen, Gänseblümchen, die Tulpen spitzen schon aus der Erde und die Forsythien beginnen schon in ihrem schönsten gelb zu blühen. Alles ist in den Startlöchern und wartet nur darauf, sich zeigen zu können. Dann lief ich an meinem Blumenbeet vorbei, in dem ich im Herbst Samen gesät habe. Hier bleibt es eine Überraschung, was im Frühjahr und Sommer alles blühen wird, wann es blühen wird und in welchen Farben. Das sind quasi die verborgenen Schätze in meinem Garten.

 

Das erinnert mich an die verborgenen Schätze bzw. Talente in uns. Wir alle bringen so viel mit auf diese Erde. Sehr oft wissen wir gar nicht, was alles in uns steckt. „Träume groß, dann wirst Du Großes erleben“ hab ich irgendwo mal gelesen. Für mich ist dieses Motto grad großes Thema. Was traue ich mich zu träumen und welche Samen säe ich bzw. was ist längst in mir und will nur an die Oberfläche.

 

 

 

 

©Sonja Lietzenmayer
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Ich hatte schon immer die Gabe oder die Verrücktheit groß zu träumen, was von vielen belächelt wurde. Leider fing ich auch an meine Träume zu belächeln und gab einige davon auf. Doch tief in mir war immer diese Stimme, die mir sagte, dass es geht. Und so hatte ich wirklich einige Erlebnisse, von denen ich bis heute noch nicht glauben kann, dass sie wirklich eingetroffen sind und vor allem, mit so einer Leichtigkeit.

 

Und dennoch habe ich mich lange nicht getraut ganz groß zu träumen. Oft wurde mir auch gesagt, mich mal auf eine Sache zu konzentrieren und nicht so Vieles zu machen. Auch das hab ich mir sehr zu Herzen genommen und dann Einiges, was ich sehr gern tat, wie z.B. Musik machen, im tiefsten Keller vergraben.

 

Rückblickend erfüllt es mich fast ein bisschen mit Trauer, dass ich so Vieles vergraben habe, einfach nur weil andere nicht glaubten, dass es möglich wäre oder es als zu viel empfanden. Man will ja nicht als Außenseiter gelten und so hört man auf diese Stimmen. Heute weiß ich, dass ich zu den Scanner-Persönlichkeiten gehöre, die einfache viele verschiedene Interessen haben und die auch alles umsetzen wollen.

 

Das Gute an den vergrabenen Talenten ist, dass sie nicht weg sind. Manchmal dauert es zwar etwas, bis sie wieder zum Vorschein kommen, aber sie sind da. Und sie wollen auch gelebt werden.            

Viele laufen sehr unzufrieden durchs Leben, weil ihnen der Job oder der Partner nicht das geben, was sie wollen und sie verschwenden so viel Energie damit, andere ändern zu wollen. Doch das funktioniert nicht! Tiefe Zufriedenheit entsteht nur, wenn wir unseren eigenen Weg gehen und unserer inneren Stimme folgen.

 

©Sonja Lietzenmayer
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Heute möchte ich Euch dazu ermutigen, Samen zu säen! Unterstützt Eure Kinder in ihrer Kreativität. Und Kreativität steht hier einfach nur für das, was sie gerne tun. Lasst sie machen, ausprobieren und scheitern! Nur so können sie wirklich herausfinden, was sie machen wollen und was sie erfüllt – was ihr Weg ist. Hört auf die inneren Stimmen Eurer Kinder! Sie hören ihre Intuition noch sehr gut – wenn man sie lässt! Es ist so wichtig seinem Weg zu folgen und der führt manchmal auch durch tiefe Täler, in denen man zu zweifeln beginnt. Doch manchmal erfahren wir genau in den Tiefschlägen den entscheidenden Hinweis, wie es weiter geht, getreu dem Motto „Die Nacht ist am dunkelsten bevor der Tag anbricht“. Kürzlich las ich genau zu diesem Thema „Der Alchimist“ von Paulo Coelho. Ich finde es beeindruckend, wie man das Wesentliche im Leben in so einem kurzen Buch zusammenfassen kann. Er weiß wahrscheinlich wovon er spricht, denn sein erstes Buch veröffentlichte der Bestsellerautor erst mit 38 Jahren und das war nicht sehr erfolgreich. Auch verlief sein Leben nicht gerade geradlinig ;-)

 

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Letztens kam ein Mädchen mit Bauchschmerzen zu mir. Im Gespräch kam heraus, dass sie sich zwischen zwei Situationen entscheiden muss. Sie sagte, dass sie sich nicht entscheiden kann, weil ja dann immer der andere traurig ist, für den sie sich nicht entscheidet. Ich fragte sie, was sie denn selbst wolle. Das konnte sie gar nicht sagen, weil ihr das schlechte Gewissen im Nacken saß, es anderen nicht recht machen zu können.

 

Wenn wir mal ehrlich sind, geht es uns selbst doch auch oft so! Wir können nicht richtig sagen, was wir wollen weil wir Angst haben andere zu verärgern oder sie gar zu verlieren. Oder wir selbst kritisieren andere, weil sie nicht nach unseren Wünschen handeln. Und so laufen ganz viele falsche Hasen herum, die doch eigentlich Katze oder Hund sind, aber sich nicht trauen, das zu zeigen, einfach oft nur um dazuzugehören, oder weil wir es so gelernt haben, schön artig zu sein und die Bedürfnisse anderer zu erfüllen!   Irgendwann hält man das nicht mehr aus und es knallt! Dann wundern sich alle über die Katze im Hasenstall.

Oder wie in der Geschichte des hässlichen Entleins, das immer dachte, es wäre falsch, weil es so anders ist, als seine Familie und das von allen kritisiert wurde weil es ihm halt nicht so gut gelang Ente zu sein. Dabei war es einfach nur ein wunderschöner Schwan der in einem Nest von Enten geschlüpft ist. Und als es das selbst erkannt hatte und sich getraut hat, das zu sein, was es ist, wurde es auch von den anderen akzeptiert, ja sogar bewundert.

Ermutigt Eure Kinder das zu sein, was sie wollen und dies auch zu formulieren! Dann brauchen sie auch keinen Frust darüber zu schieben, nicht das machen zu können, wozu sie berufen sind. Und dann weiß auch jeder, woran er ist und hegt auch keine falschen Erwartungen.Lasst die Kinder machen und ermutigt sie, dass sie es probieren sollen. Große Ziele erreicht man oft durch viele kleine Schritte. Helft ihnen dabei und gebt ihnen Zeit! Schaut, was von alleine aus ihnen heraus kommt. Und manchmal kommen die unglaublichsten Pflanzen aus den Samen hervor.

©Sonja Lietzenmayer
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So wuchsen letztes Jahr mitten unter meinen Wiesenblumen ein paar Karotten. „Die passen doch gar nicht zu den Blumen!“, hätte ich sagen können…

Ich hab sie dort gelassen. Das Grün passte super zu den Blumen und meine Hasen fanden sie im Spätsommer köstlich ;-)

Das finde ich auch eine schöne Beschreibung für Persönlichkeiten: Es gibt wunderschöne Rosenbeete, Margeritenfelder oder Frühlingsblumenfelder. Sie sind schön, so wie sie sind und strahlen oft eine Ruhe und Ordnung aus.

Und es gibt eben auch die kunterbunten Blumenbeete, in denen auch mal Karotten wachsen. In diesen Beeten ist immer was los! Manches verwelkt schnell wieder, Anderes blüht ewig und immer wieder geht was Neues auf…und manchmal denkt man, das passt doch jetzt gar nicht dazu….!

 

 

Ich wünsche Euch viele freudige Augenblicke, wenn ihr beobachtet, welche Samen bei Euren Kindern und bei Euch aufgehen!

 

 

Eure Sonja

 

 

 

 

 

PS: Ich liebe es bunt zu sein ;-)