Für viele beginnt mit Weihnachten eine sehr hektische Zeit. Der Geschenke-Wahnsinn nimmt von Woche zu Woche zu, die Läden werden immer voller, überall wird man darauf hingewiesen ja rechtzeitig das Essen bzw. den Braten vorzubestellen und von den teils sehr schlechten Launen, die so an einem vorbei laufen - manchmal bleiben sie auch stehen und blicken dich scharf an - will ich mal gar nicht sprechen. Bis dann an Heiligabend alle lächelnd (ob nun echt oder nicht) mit der Familie vorm Christbaum sitzen.
Schon vor Jahren bin ich aus diesem Kreislauf ausgestiegen. Nicht weil ich es wollte, sondern weil es passierte. Und natürlich hat das Ganze mehrere Gesichter. Wer wünscht sich nicht ein besinnliches Fest im Kreise der Liebsten und der Familie?! Das ist übrigens einer der häufigsten Sprüche, die um die Feiertage herum per Whats App ankommen, zumindest bei mir.
Was aber, wenn der Kreis der Familie oder der Liebsten aus irgendwelchen Gründen so nicht da ist an Weihnachten?! Was, wenn es dieses Fest so gar nicht gibt für manche?! Dieses Thema beschäftigt mich jedes Jahr aufs Neue, wenn der Wahnsinn wieder beginnt.
Manchmal verlieren wir Dinge/Menschen aus den Augen. Sei es durch Schicksalsschläge oder weil es halt grad so ist (ohne, dass man den genauen Grund kennt). Das heißt aber nicht, dass sie nicht trotzdem da sind.
Und so ist die Adventszeit für mich eine Zeit, in der ich zurückblicke, was so alles passiert ist in diesem Jahr. Wer kam in mein Leben, wer verabschiedete sich und wer kam wieder hinzu oder tauchte plötzlich wieder auf? So hatte ich seither das Gefühl, dass dieses Jahr für mich im Zeichen des Abschieds stand, was natürlich auch immer mit Trauer verbunden ist. Doch während ich diese Zeilen schreibe, fallen mir 3 Personen ein, die mein Leben in diesem Jahr besonders bereichert haben.
Die erste begleitet mich seit meiner Schulzeit (seit 23 Jahren!). Über die Jahre haben wir uns aber auch etwas aus den Augen verloren. Unsere Wege gingen in verschiedene Richtungen, teils zwangen uns auch die Umstände dazu. Für eine gewisse Zeit war es sogar so, dass die eine mit der Lebensphase der anderen so gar nichts anfangen konnte und sehr wenig bis gar kein Kontakt bestand. Die 3 Stunden Autofahrt, die seit meinem Umzug in den Ostalbkreis (vor 15 Jahren) zwischen uns liegen, machten es nicht einfacher. Und doch war da irgendwie immer dieses unsichtbare Band zwischen uns. Vor allem in den letzten beiden Jahren sind wir uns näher als je zuvor. Jede macht ihre Lebenskrisen für sich durch, doch können wir uns in praktischer Hinsicht gar nicht so sehr unterstützen.
Beide haben wir uns beruflich in eine ähnliche Richtung entwickelt, die
viel Einfühlungsvermögen verlangt und einen auch mit Situationen konfrontiert, die manchmal weniger erfreulich sind. So gern würde ich einfach mal ihre kleine Tochter vom Kindergarten abholen,
damit sie in Ruhe ihre Arbeit erledigen kann oder mal Zeit für sich hat. Und andersrum, weiß ich, würde sie das Gleiche gerne für mich tun. Aber die räumliche Entfernung lässt dies nicht zu. Und
doch ist sie mir näher als irgendwer. Egal was ist, ich kann sie immer anrufen und andersum genauso. Was mich besonders berührt, ist, rückblickend ihren Weg zu sehen - was sie alles geleistet
hat, welche Krisen sie durchstanden hat, welch starke Frau sie ist und wie lange sie schon meinen Weg begleitet!
Die andere gute Fee (ich nenne sie jetzt einfach mal so) tauchte nach 13 Jahren wieder in meinem Leben auf. Wir hatten nie engeren Kontakt, aber immer ein wohlwollendes Miteinander, wenn wir uns sahen. Und plötzlich spielt sie eine wichtige Rolle für mich und anders rum genauso. Das hätte ich vor 13 Jahren niemals gedacht.
So sehe ich jetzt Begegnungen in einem ganz anderen Licht. Manchmal ist es nur nicht gleich ersichtlich welche Bedeutung jemand in unserem Leben hat. Manchmal ist es auch eine schmerzhafte Erfahrung, die uns aber auch weiter bringt, wenn wir es erkennen und annehmen können. Manche Leute haben gleich mehrere „Aufgaben“ für uns und bei anderen wird es erst nach 10 oder 20 Jahren so richtig sichtbar.
Für mich ist auch immer die Frage interessant, welche Bedeutung ich habe oder haben will im Leben anderer. Rückblickend kann ich sagen, dass tiefe Verbindungen entstanden sind aus Begegnungen, die auf ein gegenseitiges Geben und Nehmen beruhen.
Und so kommt es, dass ich noch gar nicht genau weiß, was die Begegnung mit dem 3. guten Geist für mich beinhaltet, aber ich den Glauben und das Vertrauen habe, dass es für beide Seiten sein Gutes mitbringen wird.
Vor Jahren bin ich aus dem Weihnachtswahnsinn ausgestiegen, nicht weil ich es wollte, sondern weil es passierte. Vielleicht ist das Gute daran, dass ich so die Gelegenheit bekam, mich mit „echten Begegnungen“ auseinanderzusetzen.
Die Adventszeit sieht für mich nun so aus, dass ich die Geschenke längst hab, die meine Kinder erfreuen und ich sonst für niemanden ein Geschenk haben muss, nur weil man miteinander feiert oder man sich verpflichtet fühlt. Doch durch diese Leichtigkeit passiert es, dass ich oftmals kleine Schätze für den ein oder anderen entdecke und es mich von Herzen freut, diese als Geschenk zu verpacken.
Für mich bricht an Weihnachten eine Woche der Stille und des Alleinseins an, in der sich nun auch die 3 Geister der Weihnacht dazugesellen (aus „A christmas carol“, Charles Dickens 1843). Der Geist der Vergangenheit, der Geist der Gegenwart und der für mich wichtigste, der „wie will ich sein“-Zukunftsgeist.
Ich verabschiede regelrecht das Alte, schließe Frieden mit dem was war bzw. ist und setze meinen Fokus darauf, wo ich hin will und wer ich sein will. Und das alles begleitet durch verschiedende Rauhnachtsrituale. So wird das AlleinSEIN für mich eine Zeit der intensivsten Begegnungen.
Ich wünsche Euch allen eine besinnliche Adventszeit und frohe Weihnachten!
In Dankbarkeit für alle Begegnungen in diesem Jahr,
Eure Sonja ❤
PS: Happy Birthday Liebste ❤ Ich bin stolz, eine Freundin wie Dich zu haben! You'll never walk alone!