Der Weg ist neu - als mein Glück mich verließ

      (…den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen) (…und wie ich es gar nicht gemerkt habe)

 

 

 Alles begann im August vor 3 Jahren. Genau genommen begann es schon viel früher, dass ich mich auf den Weg gemacht habe. In besagter Augustnacht kam es allerdings zu einem prägenden Ereignis.

 

Zusammen mit einer Freundin machte ich nach einer schwierigen Zeit eine Bergtour. Es war die erste längere Bergtour für mich. Wir hatten so viel Spaß und haben so viel gelacht. Der Anblick der Natur ließ mich staunen. Nachts saßen wir draußen vor der Hütte und ein neuer Weggefährte - ich nenne ihn Glück – gesellte sich dazu. Und so betrachteten wir gemeinsam den fast vollen Mond, der über den Gipfeln aufging. Noch nie zuvor hatte ich etwas so magisches gesehen. Die Bergtour ging am nächsten Tag zu Ende und ein neues Kapitel begann.

 

Es folgte eine Zeit intensivster Gefühle. Unglaubliches Glück, größte Zufriedenheit, Verzweiflung, Traurigkeit, Wut, große Freude, größte Hoffnung und Gefühle von Hoffnungslosigkeit. Durch die Ereignisse in diesem Kapitel wechselten diese Gefühle so rasch und waren teilweise sogar gleichzeitig da. Was sollte das? Wozu das alles? Es war eine Herausforderung meinen Weg zu finden.

 

Meine Freunde sagten tu dies, tu das, so ist es richtig und so ist es falsch! Sie wollten mich unterstützen, doch es verwirrte mich nur noch mehr. Ich ging einfach weiter und versuchte es zu lösen. So kamen immer wieder Menschen in mein Leben und neue Türen gingen auf, die mich stets weiter gebracht haben. Ich arbeitete intensiv an mir und es arbeitete noch intensiver in mir…und trotzdem kamen all diese Gefühle und gingen wieder… Mein Glück wollte einfach nicht so recht bei mir bleiben. Mal hielt ich es fest, dann lies ich es los. Mal rannte ich ihm hinterher und dann stieß ich es weg, um es dann doch wieder in die Arme zu schließen. Mein Fokus war so auf dieses Glück fixiert und ich ging weiter meinen Weg, lernte dazu und fand ein Ziel zu dem ich hinwollte. Es war das, was ich mir schon immer gewünscht hatte und ich kam dem Ziel immer näher…und doch fühlte sich alles irgendwie so schwer an. Und das Glück… es kam, ich hielt es fest, ließ es los, rannte ihm hinterher… Es wollte einfach nicht so recht zu mir kommen und doch hatte ich andererseits so viel Glück. Das konnte ich nur nicht sehen und genießen.

 

Was soll ich tun? Diese Frage schwebte lange Zeit über mir. Ich weiß bis heute keine Antwort darauf. Was habe ich getan? Nun, ich habe meine Leidenschaft in das gesteckt, was ich gerne tue. Habe etwas für mich Großartiges erschaffen, hab versucht mir selbst eine gute Freundin zu sein. Alles lief gut, nur das Glück…, es wollte einfach nicht bei mir bleiben. Also hab ich versucht es loszulassen, mich verabschiedet, akzeptiert und vergeben. Und trotzdem blieb eine gewisse Schwere, Trauer und immer wieder überkam mich ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit. Was muss ich denn noch tun um endlich frei zu sein?! Ich weiß doch was man in solchen Situationen macht! Ich hab dran gearbeitet, war diszipliniert, aber es kam immer wieder zurück.

 

Vor 3 Tagen war ich an nem Tiefpunkt. Ich wusste, dass auch dieser wieder vorbei geht. Doch irgendwie fühlte es sich diesmal sehr intensiv an und ich wurde mit allen Themen, die mich beschäftigten, gleichzeitig konfrontiert. Irgendwie musste ich mich sortieren, denn ich wusste gar nicht wo ich anfangen sollte.

 

Also beschloss ich, jetzt einfach nur tief durchzuatmen und einen Schritt nach dem anderen zu machen, so wie seither auch. Nur rief es mich diesmal zurück auf den Berg, wo es vor 3 Jahren begann. Das war die Idee- ich verabschiede dort mein Glück, lass es einfach dort und schließe Frieden mit mir. Doch es kam alles ganz anders.

 

©Sonja Lietzenmayer
©Sonja Lietzenmayer

 

Der mir bekannte Weg war nicht mehr da! Er war weg! Das kann doch nicht sein! Habe ich vergessen, wie das hier aussah? Der Weg auf den Berg ändert sich doch nicht einfach! Und doch war es tatsächlich so! Es führte ein anderer Weg hinauf zur Hütte. Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen! Die ganze Zeit versuchte ich altes abzuschließen und einen neuen Weg zu gehen, dabei bin ich schon die ganze Zeit auf dem neuen Weg! Den alten Weg gibt es gar nicht mehr! Meinen Coachees erkläre ich das immer so, dass wir einen neuen Weg gehen und der sich erst mal festtreten muss, bis er stabil genug ist, um der Hauptweg zu sein. Und es passiert, dass man immer wieder auf den alten Trampelpfad kommt, bis dieser irgendwann zugewachsen ist. Das hatte ich immer im Hinterkopf, doch es war so anstrengend die ganze Zeit und mein Fokus war nur auf dieses Glück gerichtet, dass ich es gar nicht bemerkt habe, dass ich längst eine neue Richtung eingeschlagen habe.        

 

©Sonja Lietzenmayer
©Sonja Lietzenmayer

Nun laufe ich diesen neuen Weg und fühle mich etwas unsicher. Das Ziel kenne ich genau, aber dieser neue Weg…ich weiß, dass ich richtig bin, doch es ist alles so unbekannt. Wie wird es weiter gehen? Nach jedem Abschnitt wieder neue freudige Spannung was als nächstes kommt. Ich laufe ganz achtsam, will jeden Eindruck auf mich wirken lassen. Fast so wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal ein neues Spiel erkundet. Weiter oben mündete der Weg dann auf den letzten Abschnitt des bekannten Weges und ich sah ein Gefahrenschild an dem alten Weg angebracht. Ich musste schmunzeln, denn genau so war es: Der alte Weg tat mir nicht mehr gut. Gefahr! So viele Metaphern auf einmal.

 

Ich bin dem Universum so dankbar für dieses Erlebnis! Es hat mir die Augen geöffnet. Das Glück von damals ist schon lange weg. Es hatte mich sehr viel Kraft gekostet, aber es hat mich auch dazu gebracht wichtige Türen zu öffnen. Und gerade am gefühlt tiefsten Punkt durfte ich dann diese tolle Erfahrung machen, weil ich weitergegangen bin.

 

Warum erzähle ich euch das? Ihr vertraut mir viel von euch an! Ich möchte mich dafür bedanken und euch ein Stück Vertrauen schenken. Jeder hat seine Päckchen zu tragen und jeder entwickelt sich weiter – mal mehr, mal weniger. Heute möchte ich vor allem diejenigen ansprechen, die an einem Punkt stehen, an dem sie das Gefühl haben, dass sich nichts tut. Die, die schon lange kämpfen, obwohl sie es vielleicht gar nicht müssen. Die, denen es schwer fällt noch hoffnungsvoll zu sein. Die, die an einem Tiefpunkt sind.

 

Irgendwann werdet ihr ein Erlebnis haben, durch das ihr merkt, dass ihr schon längst auf dem neuen Weg seid und ihr es nur noch nicht gemerkt habt – den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen habt – genau wie ich manchmal.

 

Wichtig ist nur, dass ihr weiter geht, auch wenn es anstrengend ist! Es lohnt sich :-)

Tipps und Anregungen, wie ihr euch wieder in eine positive Energie bringen oder Kraft schöpfen könnt erhaltet ihr bei mir. Ich unterstütze euch gerne dabei! Schreibt mir einfach eine E-Mail!

 

 

Und nun sitze ich hier vor der Hütte, kein Vollmond – nein im Gegenteil – es ist Neumond und hinter dem Gipfel geht die Sonne unter. Alles steht in einem neuen Licht! Ich schreibe meinen ersten Blog-Eintrag. Das war so gar nicht geplant ;-)

 

 

Und der Weg von morgen ist völliges Neuland…

 

©Sonja Lietzenmayer
©Sonja Lietzenmayer

Eure Sonja

 

In tiefer Dankbarkeit für meine Wegbegleiter Ines und das Glück von damals

 

 

 

Bildrechte Sonja Lietzenmayer